„Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt“

Dieses Zitat von Odo Marquard war zwar kein Impuls beim diesjährigen philosophischen Essay-Wettbewerb, aber als Motto könnte es trotzdem taugen. Nach einer kurzen coronabedingten Pause nahmen interessierte Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klassen wieder an der Philosophieolympiade, den Philolympics, teil. 

Dieses Jahr qualifizierten sich Adriana Kozek und Peter Sprenger für das Landesfinale, welches dieses Jahr online stattfand. 

Zu folgenden Zitaten konnten die denkfreudigen Schülerinnen und Schüler an unserer Schule einen Essay verfassen, um sich für den Landeswettbewerb zu qualifizieren:

  1. Massakrierte Bäume. Häuser erheben sich. Schnauzen, Fratzen überall. Der Mensch wuchert. Der Mensch ist der Krebs der Erde.
    Emil M. Cioran: Vom Nachteil geboren zu sein. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1979, S.136
  2. Die Wissenschaft führt an der Wirklichkeit des Lebens, mit all seinen Farben, all seiner Fülle, seiner widerspruchsvollen Mannigfaltigkeit, völlig vorbei, – sie erhascht von alledem nur eine ganz blasse, dünne Silhouette. Je reiner, je strenger und sicherer ihre Erkenntnismethoden sind, desto bewußter und größer dann auch ihr Verzicht auf das volle, das wirkliche Erfassen selbst des kleinsten Lebensstückchens.
    Lou Andreas-Salomé: Fenitschka. Eine Ausschweifung, 1898
  3. Hass durchflutet die westlichen Demokratien, schwappt aus dem „Netz“ und verändert den Blick auf soziale Realitäten. Hass treibt die politischen Akteure an und vor sich her. Niemand weiß heute, ob dies der Anfang vom Ende des liberalen Rechtsstaates ist. Sicher scheint allerdings, dass man sich ausführlicher mit den Erscheinungsformen des in Massengesellschaften grassierenden Hasses beschäftigen sollte. Denn in ihm wird eine Konstante der menschlichen Natur sichtbar, ohne dessen Zähmung kein Gesellschaftsleben denkbar ist.
    Peter Strasser: Des Teufels Party. Geht die Epoche des Menschen zu Ende? Wien: Sonderzahl, 2020, S. 27
  4. Schönheit ist keine Eigenschaft, die den Dingen an ihnen selbst zukommt; sie existiert lediglich im Geiste dessen, der die Dinge betrachtet.
    David Hume: Vom schwachen Trost der Philosophie. Essays, Göttingen: Steidl, 1990, S. 78

Auf Landesebene standen folgende Zitate als Impulse zur Auswahl:

  1. Demokratie ist diejenige Staatsform, die sich am wenigsten gegen ihre Gegner wehrt. Es scheint ihr tragisches Schicksal zu sein, dass sie auch ihren ärgsten Feind an ihrer eigenen Brust nähren muss.
    Hans Kelsen: Verteidigung der Demokratie (1932). In: Hans Kelsen: Demokratie und Sozialismus. Ausgewählte Aufsätze, Wien 1967, S. 68
  2. Die Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör verschafft hat. Am Ende, nach unzähligen oft wiederholten Abweisungen, findet sie es doch. Dies ist einer der wenigen Punkte, in denen man für die Zukunft der Menschheit optimistisch sein darf.
    Sigmund Freud: Ges. Werke XIV, London 1927, S. 377
  3. Wir werden lernen müssen, mit einem sehr viel zerbrechlicheren Leben zurechtzukommen, das konstanten Bedrohungen ausgesetzt ist. Wir werden unsere gesamte Haltung zum Leben und zu unserer Existenz als Lebewesen, die mit anderen Lebewesen zusammenleben, ändern müssen.
    Slavoj Žižek: Pandemie! COVID-19 erschüttert die Welt. Passagen Verlag 2021, S. 65
  4. Das größte Gut des Menschen ist seine Sterblichkeit: Sie allein macht sein Leben zu einer einzigartigen Kostbarkeit.
    Lisz Hirn in einem Vortrag zu ihrer Dissertation: Friedrich Nietzsche: Die menschliche Existenz zwischen Hedonismus und Pessimismus. 2009

Mag. Martin Schwarzinger