„Hürden gibt es nur im Kopf!“ – BORG-Talk mit Erich Artner

Auf den ersten Blick scheint es schwer, ein fächerübergreifendes Projekt in Biologie und Religion durchzuführen. Die Schülerinnen und Schüler der 7. Klassen haben sich dieser Herausforderung gestellt und sich unter dem Aspekt „Gesunde Schule“ auf die Suche nach der Vereinbarkeit der beiden Wissenschaften gemacht.

Fragen, die sich die Schülerinnen und Schüler gestellt haben, lassen sich vor allem den Themen der medizinischen Ethik und des Menschenbildes zuordnen.

Was ist der Mensch, wie weit darf die Wissenschaft eingreifen? Ist der Mensch mehr als sein Körper? Themen wie der Umgang mit Grenzsituationen, Stress und Scheitern sind auch den Schülerinnen und Schülern bekannt und bekommen im Regelunterricht oft viel zu wenig Beachtung geschenkt. Doch wie heißt es so schön: „Ein gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper“.

Als Höhepunkt und Abschluss unseres Projektes lud das BORG Deutsch-Wagram am 2. Februar 2017, Österreichs ersten Ironman-Finisher mit zwei Prothesen, Erich Artner, in die Schule ein, der einen motivierenden Vortrag für alle Schülerinnen und Schüler unserer Schule hielt. Zu Gast und ebenfalls interessiert an diesem Vortrag waren Gäste aus der Politik und Finanzbranche, sowie die lokale Presse.

Zu Begrüßung und Eröffnung dieses „BORG-Talks“ sangen 4 Schülerinnen der 8A (Isabella Bock, Maxine Böhm, Sabrina Brunner und Emily Riemer) den stimmungsvollen Song „Weather With You“. Begleitet wurden sie an der Gitarre von Prof. Lukas.

Durch den Talk und die anschließende Fragerunde führte uns Julia Wendy (8A) als Moderatorin.

Zur Person

Erich Artner erlitt im Jugendalter schlagartig eine seltene bakterielle Infektion, das Waterhouse-Friderichsen-Syndrom. Seine Überlebenschancen standen bei nur 2%. In Folge dessen wurden ihm beide Unterschenkel amputiert. Ein schweres Schicksal für einen sportlichen Jugendlichen.

Artner ist Österreichs erster Überlebender dieser seltenen Krankheit. Er selbst kann sich dieses Wunder nicht erklären. „Ob es die unzähligen Gebete von Familie, Freunden und Verwandten waren, die ständigen Besuche meiner Familie, meine gute körperliche Konstitution oder eben ein Mix aus allem. Die Krankheit wurde besiegt und schlussendlich muss man sagen, das Einzige was sie bekommen hat, sind meine beiden Unterschenkel, mehr war ich nicht bereit zu geben.“

Dass sein Leben durch diese plötzliche schwere Krankheit mit Amputationsfolgen komplett auf den Kopf gestellt wurde ist mehr als verständlich. Mit Hilfe von Familie und Freunden, die ihm stets zur Seite standen, war es ihm möglich, sein Schicksal anzunehmen und das Leben auf neue Weise zu meistern.

Viele Jahre der Rehabilitation und des Trainings mit Prothesen machten ein Leben zurück in die Mobilität möglich. Eine Eingliederung in die Gesellschaft als Behinderter war trotzdem oft nur schwer möglich und scheiterte oft am ausschließenden Bild, das die Gesellschaft von Behinderten hat.

Der Traum „Never give up!“

Schon Im Jugendalter war Artner ein begeisterter Sportler. Die Amputation seiner beiden Beine war dabei für ihn kein Hindernis, seiner Passion weiterhin treu zu bleiben. Teamsportarten wie Rollstuhlbasketball halfen ihm zurück in die Sportwelt.

Sein Traum war aber größer, er wollte einmal am Ironman in Klagenfurt teilnehmen (3,86 km Schwimmen; 180,2 km Radfahren; 42,195 km Laufen) . Für viele gesunde, kräftige Menschen schon eine schwer zu meisternde Challenge. Artner wollte dieses Ziel trotz seiner Behinderung erreichen und schaffte es nach jahrelangem Training. Er ist damit Österreichs erster Finisher mit zwei Prothesen!

Er selbst meint, dass es dazu viel Selbstbeherrschung und Motivation gebraucht hat, aber am wichtigsten war für ihn die Unterstützung seiner Familie und Freunde.

Der Mut-Macher

Für viele ist Erich Artner heute ein Idol und Mut-Macher. Jeder hat seine Träume und jeder hat sein Kreuz zu tragen. Gerade im Jugendalter suchen wir oft nach unserem Weg und beginnen über unser Leben nachzudenken.

Heute hält Artner Vorträge in ganz Österreich, beim Europäischen Forum in Alpbach, beim Special Needs Team von Rapid Wien und ist Vielen aus dem Fernsehen oder den Zeitungen bekannt.

Durch seinen Erfolg, den er mit seiner Familie, Therapeuten, Trainern und Freunden teilt, möchte auch er für andere da sein und motiviert sie in seinen Vorträgen, Träume nie aufzugeben, das eigene Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und auf gute Freude zu vertrauen.

Er selbst sieht sich als „Mut-Macher“ – mit Mut durch’s Leben gehen, nicht leichtsinnig, aber mit viel Selbstvertrauen! – und das will er mit seinen sportlichen Aktivitäten und in seinen Vorträgen transportieren.

Uns hat sein Vortrag gerade zur Jahreshälfte stark begeistert und auch für den schulischen Alltag viel Mut geschenkt.

Auf den zweiten Blick und durch das Vorbild Erich Artners scheinen die beiden Wissenschaften Religion und Biologie doch näher beisammenzuliegen als vorher angenommen.

Was ist der Mensch, wie begegne ich meinem Nächsten, wie gehe ich mit Schicksalsschlägen um und wo liegt der Wert des Lebens?

Fragen die es wert sind von mindestens zwei Seiten und zwei Wissenschaften betrachtet zu werden!

Prof. Paul Pogats